Ortsverband Grenzach-Wyhlen

Frühlingsboten unterwegs

Erdkröte im Gras  (Irene Blaha)

[Autorin Marion Stüber]

Es ist wieder einmal soweit: Sobald die Frühlingstemperaturen ausreichen und die Luftfeuchtigkeit hoch genug ist, beginnt die Wanderung der ersten Amphibien. Sie sind die Nachfahren der Wirbeltiere, die vor etwa 300 Millionen Jahren als erste aus dem Wasser aufs Land gewandert sind. Wie diese Evolution vom Wasser zum Land ablief, kann man heute noch im Zeitraffertempo an ihnen beobachten. Wie auch die Fische entwickeln sie sich aus Laich, also den von den Weibchen ins Wasser abgelegten Eiern, die von Männchen dort befruchtet werden. Daraus entwickeln sich die den Fischen in vieler Hinsicht ähnlichen Kaulquappen. Sie sind noch reine Pflanzenfresser. Innerhalb der folgenden Wochen und Monate entwickeln sich daraus die in ihrem weiteren Leben das Land bewohnenden Lurche. Ihr ganzer Körper wird zu diesem Zweck umgebaut. Danach atmen sie nicht mehr durch Kiemen, sondern durch einfache Lungen und zu einem sehr großen Teil durch die Haut, die aus diesem Grund auch stets feucht gehalten werden muss und weshalb die Tiere sich bevorzugt nachts bewegen, wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist.

Verwandlung braucht Gewässer

Laichballen mit sichtbaren Kaulquappen  (Irene Blaha)

Was sich einige Hundert Millionen Jahre gut bewährt hat, ist jedoch in der modernen Umwelt ein großes Risiko. Vor allem der Straßenverkehr setzt den Amphibienbeständen massiv zu. Zur Laichablage müssen die Tiere noch immer das Wasser aufsuchen. Dabei richten sie sich, wie man inzwischen weiß, nach dem Magnetfeld, der Stellung der Gestirne und dem Geruch des Gewässers, in dem sie selbst das Licht der Welt erblickt haben. Es liegt auf der Hand, was Verbauung der Wanderwege und sogar Entfernung von Laichgewässern für die von der Wanderung erschöpften Tiere bedeuten: meistens den Tod. Viele Amphibienarten sind stark bedroht, manche sogar schon für immer verschwunden. Dadurch ist auch die weitere Nahrungskette gestört, was das aktuell so rasant voranschreitende Artensterben beschleunigt. Auch aus diesem Grund ist der Schutz der Amphibien sehr wichtig.

Wanderungen über Stock und Stein

Kröte auf dem Waldboden  (Irene Blaha)

Den Auftakt der Amphibienwanderung machen die Grasfrösche und Erdkröten. Die Weibchen, die die vielen Laicheier in sich tragen, sind dabei die größeren und Männchen, die auf der Wanderung ein Weibchen finden, lassen sich von ihnen sogar zum Gewässer tragen. Zur Erkennung quaken die Männchen. Bei diesen frühen Ankömmlingen gibt es innere Schallblasen, das Quaken ist also für Menschen kaum zu hören. Erst die im weiteren Jahresverlauf eintreffenden Amphibien haben äußere Schallblasen und ihre Männchen quaken während ihrer Laichzeit recht laut, um Weibchen anzulocken. Unter ihnen sind die in unseren Wohngebieten oft anzutreffenden, auffällig grün gefärbten, Teich- oder Wasserfrösche. Manche Menschen empfinden ihre nächtlichen Konzerte als Ruhestörung.  Die Geräusche von Straßen- und Luftverkehr, Baumaschinen usw. hingegen nehmen sie als gegeben hin. Dabei sollte man sich freuen, wenn diese zeitlich doch immerhin sehr begrenzten Froschgesänge einem zeigen, dass dort, wo sie hörbar sind, die Natur noch ein Stück weit intakt ist.

Wechselwarme Tiere

Frosch im Teich  (Irene Blaha)

Amphibien sind wechselwarm und verfallen im Winter in eine Kältestarre. Sie verstecken sich davor in kleinen Erdhöhlen unter großen Steinen oder auch an Hausmauern, wo sie vor der größten Kälte geschützt sind. Wer ihnen helfen will, unterstützt dies durch ein entsprechendes Angebot im eigenen Garten. Wer Amphibien beim Überqueren der Straße sieht, sollte sie aufsammeln und auf der anderen Seite oder sogar, falls bekannt, in Nähe der von ihnen angesteuerten Laichgewässer absetzen. Kaulquappen darf man nur in Sonderfällen aus dem Gewässer retten, wenn diese tatsächlich auszutrocknen drohen. Das Umsetzen von gefundenen Kaulquappen aus ihrem Laichgewässer in ein anderes ist ansonsten streng verboten. Auch sollte man Kaulquappen nicht zu „Beobachtungszwecken“ mit nach Hause nehmen.

Amphibienlaich

Laichballen  (Irene Blaha)

Jede Amphibienart laicht auf andere Art ab. Die Grasfrösche beispielsweise in großen Ballen, die nahe der Wasseroberfläche an Pflanzen befestigt werden. Anderer Amphibienlaich entwickelt sich in Bodennähe oder wird in Schnüren abgelegt. Wieder andere Amphibien wickeln ihre Eier sogar einzeln in Blätter von Wasserpflanzen ein. Zu letzteren gehören die gleichfalls bedrohten Molche, die ebenfalls jetzt auf Wanderung sind. Während der Laichzeit sollte man daher auch im Teich keine Säuberungsaktionen vornehmen.

Gefährdung und Schutz

Überfahrene Kröte in der Bettinger Strasse  (Irene Blaha)

Gefährdet sind in unserer Region auch die Feuersalamander, die zur Paarung die Oberläufe von Bächen wie z.B. den Ruschbach aufsuchen. Sie werden ab Mitte März dorthin unterwegs sein und kreuzen dazu Straßen und Wege im Waldbereich. Wer in dieser Zeit mit dem Auto auf solchen Straßen fahren muss, sollte auf die schönen schwarz-gelb gefärbten Tiere aufpassen.

In unserem Gemeindebereich gibt es zum Glück noch recht viele inzwischen anderorts nur sehr seltene Amphibienarten, vor allem auch im Schutzgebiet der ehemaligen Wyhlener Kiesgrube. Wir sollten alles tun, damit uns diese tollen und für die Natur so wichtigen Tiere weiterhin erhalten bleiben.

Zur Autorin

Marion Stüber

Die pensionierte Lehrerin im Fach Geographie und Biologie, und dort speziell zur Limnologin ausgebildet, hat sich stets für Naturschutz eingesetzt und dabei auch vier Jahrzehnte lang für das Biotop am Grenzach-Wyhlener Schulzentrum engagiert, womit sie viele Schülergenerationen zu Amphibien inspiriert hat. Sie schreibt Bücher und Fachtexte.

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